Festival für Zeitgenössische Künst
11.–20.09.2014
Zwischen Räumen
Videofenster
videokunst.ch @Bienzgut.ch
11.09.-22.10.2014
Zwischen Räumen
videokunst.ch @PROGR
11.09.-18.10.2014
Aktion
Am 06. Juli 2013 sog Bernhard Huwiler über 50 Kubikmeter Luft aus der Ausstellung "Preziosen und Raritäten" im Zentrum Paul Klee ab. Diese fasste er in Hüllen und transportierte sie nach Bümpliz, wo er die mit Kunst des Meisters inkubierte Luft aushauchte.
Idee und Regie
Bernhard Huwiler
Kamera
Tom Bernhard
Kameraassistent
Pascal Lauener
Schnitt
Aron Nick, Bernhard Huwiler
Sounddesign
Jakob Stoller
Postproduktion
Christoph Walther
Dank an
Bernhard Bischoff, Carola Ertle Ketterer, Annick Haldemann, Flurina Hack Kessler, Sandro Vicini, Inga Steffens, Manuel Huwiler, CabaneB, Kunstachse, Swiss Umzüge, Avesco Ren AG, videokunst.ch, Audiolager, trinipix
Bernhard Huwiler – Ein Hauch von Kunst
Eine "Landschaftsmaschine", die einen Kieshügel abträgt und ihn mit dem gleichen Material wieder aufschüttet oder ein Schrank, der auf einem Balkon an den Gleisen der Bahn "hinundher" fährt: Der in Bern lebende Künstler Bernhard Huwiler (*1957) fertigte schon oft erheiterende künstlerische Dispositive an, die vordergründig einer sinnlosen Vergeblichkeit unterliegen, aber umso bestechender auf einer metaphorischen, kontextuellen Ebene funktionieren. So wird der automatisierte Kreislauf des Kieshügels zur Vedute des heutigen technisierten Naturbezugs und der Schrank Sinnbild des hektischen, vielbeschäftigten Seins.
Auch die neuste Arbeit orientiert sich nicht an handfesten Resultaten: Luft transportieren, vom einen Ort zum anderen, vom Museum in den kleinen Vorort-Kunstraum. Huwiler platzierte im Zentrum Paul Klee einen Ventilator, der über Schläuche und Hüllen mehrere Zügelwagen mit Luft füllte. Diese buchstäbliche Unfassbarkeit liess er dann nach Bümpliz fahren und in der Cabane B entströmen: "Ein Hauch von Kunst".
Das Interesse an Immaterialität ist in der Kunst nichts Unbekanntes: 1958 lud der französische Künstler Yves Klein zu seiner mittlerweile berühmten Ausstellung "Le Vide" in der Galerie Iris Clert in Paris mit den Worten, dass man in den leergelassenen Ausstellungsräumen eine besondere Atmosphäre der Kreativität, die "sensibilité picturale", erfahren würde. Ungeachtet dessen, dass solch überhöhte Rhetorik zum inszenatorischen Auftritt Kleins gehörte, wurde seine Suche nach künstlerischer Schaffenskraft und ihrer Domestizierung im Galerieraum zu einem Vorläufer institutionskritischer Arbeitsweisen, die sich selbst-reflexiv mit dem auseinandersetzen, was die Bedingungen von Kunstproduktion und -präsentation ausmacht.
Huwilers Arbeit zielt aber weniger auf das Erspüren der malerischen Sensitivität als vielmehr auf das Abzapfen der Aura des Sakralen, wie sie sich in vielen Museen verkörpert findet. Im Sinne einer kulturpolitischen Intervention wird so das Zentrum Paul Klee – oder zumindest über 50 Kubikmeter nobilitierende Luft davon – in ein Quartier verschoben, das städteplanerisch und aufgrund des hohen Ausländeranteils in der öffentlichen Wahrnehmung lange Zeit stigmatisiert war, womit die Cabane B, ein Ort des lokalen Engagements, gleichzeitig veredelt wird.
Huwiler wurde bei der Aktion von einem Filmteam begleitet. Die entstandene kurze Videodokumentation zeigt die aufwändige Allokation des kostbareren Gutes, die Umstände des Ein- und Ausströmens sowie den Künstler als Eskorte dieses begehrenswerten Nichts.
Text
Gabriel Flückiger (Kunstbulletin 09/2014)
VIDEO ZU SEHEN AUF VIMEO: https://vimeo.com/637394926